Man könnte denken, dass die Züchtung von Apfelsorten inzwischen zu keinen wirklich neuen Ergebnissen führt, wachsen doch allein in Deutschland über 1500 verschiedene Sorten – wäre da nicht 1955 die natürliche Mutation zur Säulenform aufgetreten.
In British Columbia auf einer Apfelplantage fiel ein Apfelbaum der Sorte McIntosh auf: Durch eine natürliche Mutation wuchs er in Säulenform, also kaum abzweigenden Ästen.
Dr. Jürgen Reckin ist überzeugt: Würde man alte, lokale Apfelsorten in Säulenform züchten, könnte man auf engem Raum viele verschiedene Äpfel ernten. Diese sind resistent gegen Krankheiten und Schädlinge, der Arbeitsaufwand was den Obstbaumschnitt anbelangt fällt weg und Vielfalt ist gleichzeitig eine gute Strategie in Zeiten von sich veränderndem Klima.
Die Straßenäpfel sind reif und verrotten am Straßenrand? Nicht in Gatschow, einem kleinen Dorf im Landkreis Demmin (Mecklenburg-Vorpommern), wo das Landkombinat Gatschow mit WikiWoods aktiv wurde. Dort wurden säckeweise Äpfel gesammelt, gewaschen und mit Freiwilligen in 10 Tagen zu über 5000 Liter Saft verarbeitet. Dazu kam eine selbst konstruierte Saftstraße zum Einsatz: Kartoffelwaschanlage, umgebauter Asthechsler, Presse, Pastorisier- und Abfüllanlage:
Im Rosenduftgarten am Gleisdreieck in Berlin treffen sich Bosnierinnen zur Gartenarbeit. Hier ist seit 2008 ein Interkultureller Garten, der den Flüchtlingsfrauen hilft, die traumatischen Ereignisse aus dem Bosnienkrieg zu verarbeiten. Von „Südost Europa Kultur e.V.“ wird das Projekt gefördert. Begzada Alatovic ist die Projektleiterin und macht die Gartentherapie mit den Frauen, die heute in ganz Berlin wohnen. Insgesamt gibt es 35 Einzelbeete und noch einige Gemeinschaftsbeete, die den Frauen die Möglichkeit geben, mitgebrachte Pflanzen, vor allem viele verschiedene alte Bohnensorten anzubauen.
„Mundraub.org ist eine Internet-Plattform für Obst-Allmende. Sie verfolgt das Ziel, in Vergessenheit geratene Früchte der Kulturlandschaft im öffentlichen Raum wieder in die Wahrnehmung zu rücken und in Wert zu setzen, um sie als Teil unserer Kulturlandschaft und der Biodiversität dauerhaft zu erhalten.“ (Zitat der Homepage)
Die Allmende ist eine Form gemeinschaftlichen Eigentums; ein anderer Begriff dafür ist Gemeingut. Das Funktionsprinzip einer Allmende ist ein Ausgleich des Nehmens und Gebens. Es basiert darauf, dass Menschen miteinander teilen und weiterführen, was sie vorfinden oder von vorangegangenen Generationen übernehmen. Gemeingüter dienen daher auch dem sozialen Zusammenhalt.
Die Bienenkiste ist eine besonders pfiffige Form einer Bienenbehausung, die das Halten von Bienen stark vereinfacht und damit für jeden Interessierten möglich macht. Entwickelt wurde sie 2008 von dem Hamburger Stadtimker Erhard Maria Klein zusammen mit dem Imkermeister Thomas Radetzki und ist ein Projekt der Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung – Melifera e.V.
Abschlusspräsentation der Sommerschule im Mai 2011 die zum Thema „landschaftspolitische Bildung“ vom Oderbruchpavillon initiiert wurde. Bild: Oderbruchpavillon
„Das Oderbruch sind alle die es gestalten“steht am Eingang des Oderbruchpavillons (www.Oderbruchpavillon.de) geschrieben. Zu sehen sind dort virtuell gestapelte Bausteine. Es sind die Bausteine, die für die Entwicklung der Landschaft des Oderbruchs benötigt werden. Sie repräsentieren die Elemente, Ressourcen und Akteure, die das Oderbruch als Landschaft und Region ausmachen. Der Pavillon ist eine virtuelle „Landschaftswerkstatt“ im Internet, die der selbstorganisierten Regionalentwicklung und Vernetzung des Oderbruchs dient. Kommunikationsprozesse und Diskurse über die Landschaftsprozesse sollen in der Region entwickelt und angestoßen werden.
Die Bausteine werden dort gesammelt und dokumentiert. Diese sind zum Beispiel Landwirtschaft; Kolonisten; Kunst; Wasserwirtschaft; Initiativen; Wissenschaft; Regionalwirtschaft oder Landschaftspflege.
Unter dem Stichwort „OpenFarmTech“ habe ich am Wochenende bei der WikiWoods-Sommerakademie das „GlobalVillageConstruction-Kit“ – sowie einige Freiwillige, die daran mitarbeiten – kennen gelernt. Auf dieser Plattform können technische Lösungen geteilt werden, die nötig sind, wenn sich ganze Orte selbst versorgen wollen.
Kulturpflanzen, die sich selbst vermehren, gehören zur Lebensgrundlage
von Lara Mallien erschienen in der Zeitschrift Oya 06/2011
In der Schorfheide nördlich von Berlin, im Ort Finowfurt, lebt Jürgen Reckin und vermehrt seine Schätze. Einige hat er aus den entferntesten Winkeln der Welt zusammengetragen. »Bei den Amish in den USA fand ich eine Salatform, die bei uns schon lange ausgestorben ist, den Hirschzungensalat. Er kann sich selbst aussäen und wächst heute wild überall in meinem Garten. Pflanzen, die den Wildformen nahestehen, sind ursprünglicher in ihrer Biochemie und enthalten eine viel höhere Konzentration an nahrhaften oder heilsamen Inhaltsstoffen.«
Soziale Qualität und Gemeinnützigkeit – was haben diese Begriffe mit unseren täglichen Nahrungsmitteln zu tun?
Für die Versorgungsgemeinschaft Löwengarten ist das nichts Neues. Landwirtschaft wird hier als Gemeinschaftsaufgabe von Verbrauchern und Erzeugern gesehen, bei der die Interessen beider Seiten gleichmäßig berücksichtigt werden. Neben ökologischen spielen auch gesellschaftliche Aspekte eine Rolle.
Als ich das erste mal von dem Regionalladen erfahre, stehe ich vor einem auffälligen DIN A3 Plakat im Foyer des Campus’ der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Es ist weniger jenes dezentes gelb der Plakatgrundfarbe, denn mehr der viele Platz, die Reduktion auf das Wesentliche. Eine Eigenschaft, die mir später wieder begegnen wird. Die einfache und klare Botschaft des Plakates lautet: „regional + saisonal“ und „erzeugernah + ökologisch + transparent + verantwortungsbewusst“. Natürlich gehöre ich als Student einer „grünen Hochschule“ zur Zielgruppe. Unweigerlich sinniere ich über eine zukunftsträchtige stabile Wirtschaft mit (möglichst) regionalen und geschlossenen Kreisläufen. Neugierig beschließe ich für den nächsten Tag einen Besuch des Ladens „Krumme Gurke“.